Wieder nichts Neues aus dem Hauptausschuss, leider

Ehrlich gesagt, ich habe die montägliche  Friedensdemonstration auf der Dorfstraße nur etwas früher verlassen, um bei der Beratung, ich scheue mich immer noch das Wort Sitzung zu benutzen, des Hautausschusses teilzunehmen. Und da interessierte mich eigentlich nur, wie diesmal der Antrag der Bürger für Ahrensfelde (BfA), über einen Behinderten-und Seniorenbeirat zu beraten, mit alten Scheinargumenten in Grund und Boden gerammt wird. Ja, ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht, selbst wenn ich recht rational noch einmal auf den Sinn und Nutzen vom so einem Gremium für die Gemeinde hinweisen durfte. Da half weder das Argument, dass in hunderten Gemeinden, wie bei den Nachbarn in Altlandsberg oder Panketal, sie als sinnvolle und undenkbar nützliche Zusammenschlüsse der direkten Demokratie wirken. Kluge Leute mit Silberhaar oder Glatze, die den Gemeindevertretungen zuarbeiten und deren Entscheidungen so auf eine breitere, demokratische Basis stellen. 

Bürgermeister Gehrke spielte in Selbstdarstellung wieder die alte Platte, dass wir von Anderen beneidet und bewundert würden, über unsere Form der Seniorenarbeit. Den Beweis blieb er wieder einmal schuldig. Für mich waren es die bekannten Luftblasen der selbstgerechten Verteidigung und Selbstgefälligkeit. Fällt ihm denn nichts Neues ein? Ja, jede Unke hält ihren eigenen Sumpf für das Paradies, heißt es. Mein Hinweis, dass es eine Diskrepanz zwischen der Zahl der 3000 Senioren in der Gemeinde und den vielleicht 300 ständig teilnehmenden Senioren an den Angeboten gibt, war für die Anwesenden Gemeindevertreter kein Grund, darüber wenigstens einmal nachzudenken. Diese Veranstaltungen mit Bingo, Kaffee- und Spielenachmittag sind ein wichtiger sozialer Beitrag, keine Frage. Mutter Theresa sagte einmal, die schlimmste Armut ist die Einsamkeit. Also ein Hoch auf alle, die sich hier ehrenamtlich engagieren, die meinen Respekt verdienen. 

Das sind Ausschnitte aus dem Veranstaltungsplänen für Senioren im Jahr 2025                               

Nur ist das, wie jeder sehen kann, keine aktive kommunalpolitische Teilhabe. Und komme mir niemand mit der dummen Ausrede, die Senioren wollten das nicht. Warum gibt es denn keine Umfrage unter den Senioren, was sie wollen und wie? Sozusagen als Auftakt für einen ständigen Seniorendialog. Wäre das nicht ein Thema für die Gemeindevertretung, Herr Kusch? Der führte an, dass die Gemeindevertretung vom Durchschnittsalter durchaus eine Art Seniorenvertretung wäre. Aber das war falsch, sie hat sich sogar verjüngt, was gut ist.

Wir leben im schnellsten alternden Bundesland Brandenburg. Ahrensfelde ist keine Ausnahme. Gut älter zu werden, heißt nicht, in die Ecke gestellt zu werden. Unsere Senioren, und dazu zähle ich mich auch, sind heute gesünder, fit und geistig anspruchsvoller. Nach einem erfüllten Berufsleben wollen sie gefragt werden, wollen sie mitgestalten. Seit Jahren verfolge ich die Angebote für Senioren im Amtsblatt (siehe oben). Und es tut mir leid, aber es war nicht eines in all den Jahren dabei, bei dem ich auch nur den geringsten Wunsch verspürte, teilzunehmen. Sie sind eine Geringschätzung unserer Bedürfnisse und Intelligenz. Und das offensichtliche Desinteresse, die Zahlen belegen es, sollten doch einmal hinterfragt werden. Warum ist das so? Diese Frage muss wenn nicht heute dann morgen endlich einmal beantwortet werden.

Decimus lunius luvenalis - deutsch Juvenal - römischer Satiredichter des 1. und 2. Jahrhunderts

All das erinnert mich an "Brot und Spiele" im alten Rom. Im späten ersten Jahrhundert nach Christus missbilligte der römische Satiriker Juvenal die unpolitische, nur noch an materiellen Dingen interessierte Öffentlichkeit seiner Mitbürger. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Brot und Spiele waren auch Herrschaftsinstrument, um die Bürger von politischen Entscheidungen fernzuhalten. Nun, das will ich so nicht und niemand unterstellen, aber der Verdacht bleibt.

Wir nehmen als Gemeinde eine große Summe Geld für die Arbeit mit den Senioren im die Hand. Dass nur ein geringer Teil davon profitiert, darüber nachzudenken, über neue Formen und Wege, wird schlicht verweigert. Warum fürchten Bürgermeister und Co. eine breitere bürgerliche und vor allem politische Mitwirkung am Geschehen in der Gemeinde wie der Teufel das Weihwasser? Und so war es wieder eine vom Bürgermeister unterstützte und einigen Fraktionen  abgenickte allgemeine Selbstzufriedenheit, das alte Eierpopeier.

Herr Knop, seines Zeichens Stellvertreter des Bürgermeisters, unterstellte mir "mit was Sie wollen" krass persönliche Motive. Da der Mann nicht dumm ist, war es zumindest absurd, wenn nicht gar böswillig. Selbst ein BfA-Vorschlag, dieses Thema, wenn nicht in die Gemeindevertretung dann doch wenigstens in den Sozial- und Kulturausschuss zu überweisen, scheiterte mit formalem rechtlichen Einwänden. Dass das nicht ganz korrekt ist, beweist, dass anschließend die Tagesordnung der nächsten Beratung der Gemeindevertretung verabschiedet wurde, wozu bei gutem Willen natürlich auch der Vorschlag des Hautausschusses gehören könnte, das Thema auf die Tagesordnung zu empfehlen und darüber abzustimmen. Lediglich auf eine Form einer Behindertenvertretung wollte man nachdenken. 

Es ging also wieder einmal zu wie das Hornberger Schießen, so dass Frau Ullrich von Bürger für Ahrensfelde den Antrag genervt zurückzog. Zum Nachteil einer breiteren Mitwirkung von Senioren und nicht nur sie an der Gestaltung des Lebens in unserem Ahrensfelde. Zum Nachteil also der direkten Demokratie. Zum Nachteil des Ansehens und der Qualität der Entscheidungen der Gemeindevertretung. Das konnte mir bis heute niemand widerlegen. Ja Leute, ich bleibe sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.  

Foto: Autor, Zeitgeschehen, Ausschnitte Amtsblatt für die Gemeinde Ahrensfelde, Cartoon Seniorenbeirat Passau


 

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Die neue Gemeindevertretung - nach der Wahl ist vor der Wahl (Ende)

Die Posse in Lindenberg hatte Erfolg