Die Krux mit dem Verhaltenskodex der Gemeindevertreter

Natürlich hat niemand irgendetwas zu befürchten, wenn er gegen den Kodex verstößt, den er für sein Verhalten in der Gemeindevertretung selbst beschlossen hat. Also ein zahnloser Tiger? Na ja, eine öffentliche Kritik findet nicht statt. Aber sind Mitglieder der Gemeindevertretung noch frei in ihren Entscheidungen und unabhängig, wenn sie als Unternehmer über lange Zeit Aufträge von der Verwaltung genießen, die zur Profitabilität den Unternehmens beitragen? Und dabei geht es ja nicht um ein paar Meter Zaun bei einem Häuslebauer, sondern oft um hunderte Meter zum Einzäunen öffentlicher Flächen. Das ist um so interessanter, als der Besitzer dieser Firma bei der Diskussion über den Verhaltenskodex ausgeführt hatte, dass es nicht zu verhindern wäre, dass bestimmte Kontakte und Verbindungen in den Dörfern normal wären. Es wird geredet.
Ja das ist so, aber um so verantwortungsvoller und vor allem öffentlich müssen Geschäfte dieser Art ablaufen. Problematisch wird das zudem, wenn diese Aufträge in Blumberg anfallen, wo der Firmenchef Ortsvorsteher ist. Gut, das ist keine Kritik an dem Zaununternehmen, eines Mitglieds der Gemeindevertretung, sondern eine Anregung an die Verwaltung und besonders dem Verantwortlichen für Ortsentwicklung Herrn Schwarz, alle seine Entscheidungen stets und immer unter den Vorgaben des Verwaltungskodexes zu überprüfen, um Mitglieder der Gemeindevertretung und ehrenwerte Handwerker nicht in Konflikte oder einen unbegründeten Verdacht zu bringen. Auch über kleinere Investitionen, die nicht ausschreibungspflichtig sind und Mitglieder der Gremien betreffen. Informationen im nichtöffentlichen Teil der Beratungen könnten ihr Übriges dazu beitragen.
 
Denn das ist ja kein Einzelfall, Transparenz ist auch das Gebot der Stunde. So ist es auch für mich verwunderlich, dass ein relativ bescheidenes Architektenbüro seit Jahren an beinahe allen Gesellschaftsbauten in den Ortsteilen der Gemeinde maßgeblich beteiligt ist. Auch an speziellen Bauten, wie unsere Grundschule. Das wirft Fragen auf. Ja, es spricht für die Gemeinde, ortsansässige Unternehmen zu fördern. Aber es widerspricht der Vernunft und der Realität, dass ein Unternehmen einzig die besten und fachlich begründeten Angebote abgibt, als da sind einige Gebäude der Freiwillige Feuerwehr, das Rathaus, das Ortsteilzentrum Ahrensfelde, der Wertstoffhof und sogar die Schule. Es wird geredet. Und es ist meiner Meinung nach auch zu hinterfragen, ob es klug ist, gemeinsam mit Investoren Eckpunktpapiere zu erarbeiten, über die dann auch mit abgestimmt wird. Nun, hier sind, wie so gesagt wird, alle Messen gesungen. 
Das sind Fragen, auf die es nun in Zukunft nur eine Antwort geben kann: Offenheit!
Um Spekulationen und Verdächtigungen auszuräumen, muss Transparenz nicht nur wie ein Banner vor sich hergetragen, sondern gelebt und geachtet werden. Auch die Kontrolle der Verwaltung ist keine Böswilligkeit, sondern eine Hauptaufgabe der Gemeindevertretung nach der Kommunalverfassung. Wie sagte doch schon vor über einhundert Jahren ein recht bekannter Mann in Moskau: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich enthalte mich jeder Wertung, weil ich gegen Spekulationen jeder Art bin, die Menschen im Ehrenamt in ihrem Ruf schädigen können. Aber ich wünschte zugleich, dass alles getan wird, jeden Verdacht von Kungelei, Vetternwirtschaft und Gefälligkeiten mit öffentlichem und anständigem Handeln zu entgegnen, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos. Autor, BfA, Fotografik H. Moreike



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