Handelt Bürgermeister Gehrke noch immer oder überhaupt für die Ahrensfelder ?
Aber das heißt doch einfach übersetzt, nicht automatisch ist der Bürgermeister eine Respektsperson. Es hängt immer von seinem Handeln ab. Und da gibt es berechtigte Fragen. Meine erste ist, ob er seinem Dienstvorgesetzten, der Gemeindevertretung entsprechend der Kommunalverfassung über alle, die Gemeinde betreffenden wichtigen Angelegenheiten rechtzeitig informiert? Das darf doch gefragt werden? Meiner Beobachtung nach, scheint er eine recht seltsame Auffassung darüber zu haben, was wichtig ist, für die Gemeindevertreter zu wissen. Das ist keine Ermessensfrage, sondern, wie ich meine, eine Frage des Anstandes und der fairen Amtsausübung.
Aber dann kommt sogleich das zweite Scheinargument, dass er schließlich
von den Ahrensfeldern gewählt wurde. Einspruch, liebe Leute. Nehmen wir uns die Zeit und
schauen wir uns das Wahlergebnis von 2019 etwas genauer an. In der Gemeinde
waren 11.769 Bürger wahlberechtigt. Davon haben sich aber nur 7.343
Ahrensfelder an der Wahl überhaupt beteiligt. Das sind lediglich 62,39
Prozent. Es gab also nach der offiziellen Auszählung 4.426 Nichtwähler. Nun
haben von den Wahlberechtigten Wählern 5.526 mit ja für den Diplom-Landwirt Wilfried
Gehrke, der ja der einzige Kandidat war, gestimmt. 1.753 Wähler stimmten mit
Nein. Wenn also die Neinstimmen und die Nichtwähler zusammen gezählt werden,
und das ist doch legitim, haben 6.179 Ahrensfelder, also die absolute Mehrheit
der Wahlberechtigten den Bürgermeister Gehrke nicht gewählt.
Jeder hat sicherlich seine Gründe und die fallen, wie die Wahl selbst
oder auch nicht, unter das Wahlgeheimnis. Zwar versuchen immer die
Kaffeesatzleser der Wahlgruppe der öffentlichen Medien schon in der Prognose
Wahlentscheidungen voraus zu sagen, aber welcher Wähler ist so blöd, den
Journalisten oder Statistikern zu sagen, was er später wählen wird? Diese Umfragen dienen schon
in ihrer Fragestellung nur dazu, Wahlen und Wahlentscheidungen zu beeinflussen.
Das ist meine Erfahrung und meine Meinung.
Also einmal konkret für Ahrensfelde. Der Bürgermeister ist drittens immer wieder betonend für mehr Zuzug und mehr Siedlungsbau. Ein beachtlicher Teil der Ahrensfelder, wenn nicht die Mehrheit der Befragten, ist dagegen. Hat der Bürgermeister das nicht zu respektieren, der sein Amtseid zu Wohle der Gemeinde abgegeben hat? Der Bürgermeister ist für eine Turnhalle des zu bauenden Gymnasiums abseits und zufällig beim Grün-Weiß-Sportplatz, obwohl beim Gymnasium genug Platz wäre. Die Mehrheit der Anlieger ist dagegen und verstehen das ebenso wenig, wie damals auch viele Abgeordnete des Kreistages Barnim. Nächster Fall. Der Bürgermeister befürwortet das Winterdorf seines Parteifreundes an der Birkholzer Allee.
Als Regionalrat verstößt er damit nicht nur gegen den
erklärten Bevölkerungswillen, sondern auch gegen die Kriterien für Siedlungsbau
des Regionalplanes Uckermark-Barnim, den er mit beschlossen hat. Denn der macht eine ganze Reihe von Vorgaben für neue Ansiedlungen wie: Fußläufige Erreichbarkeit in 15 Minuten eines Hausarztes, einer Kita,
eines Supermarktes usw., die in der Birkholzer Allee nicht gegeben sind. Und
schließlich wäre es moralisch nicht anständig, sich bei Entscheidungen für
Baupläne seines CDU-Parteifreundes Winter als Investor in der Gemeindevertretung
zu enthalten?
Wilfried Gehrke zeigt sich gern als provinziale Lichtgestalt und Wahrheitssucher und ist dabei, wie ich mit meiner Menschenkenntnis einschätze, ein Vernebelungsexperte. Er ist ein Prediger für mehr Zuzug, also Siedlungsbau. Dabei sind Halbwahrheiten und Nebelkerzen gerade gut genug, um gutgläubige Gemeindevertreter zu überzeugen. Das schafft noch mehr Chaos, als wir schon haben. Chaos beim Verkehr, der ärztlichen Versorgung, im Busverkehr, in der Zerstörung der Natur. Und wer bietet sich als Chaosbeseitiger an, richtig, der Bürgermeister. Ist das nicht verrückt? Auf Anfragen, welche belastbaren Grundlagen es für angeblichen Wohnbedarf in Ahrensfelde gibt, konnte die Verwaltung bis heute nicht antworten. Wird sie auch nicht. Denn belastbare, geprüfte und statistisch erfasste Fakten und offizielle Statistiken werden das Gegenteil an den Tag bringen. Also nur heißer Luft.
Ich habe es schon einmal geschrieben, ich bin weder Freund noch Feind des Bürgermeisters. Er ist ein dünnhäutiger Geschichtenerzähler. Und leider ist er, was sein Amt fordern dürfte, weder neutral noch objektiv, allein wenn ich an einen notwendigen Behinderten- und Seniorenbeirat denke. Aber es hätte schlimmer kommen können, dennoch ist meine felsenfeste Meinung, Ahrensfelde hätte allein wegen seiner vielen ungelösten Probleme auch einen besseren, den Bürgerinteressen mehr aufgeschlossenen Kommunalpolitiker verdient. Gut, unsere Gemeinde funktioniert einigermaßen. Aber ist das ausreichend fürl eine bürgerdienliche Heimat, zum Wohlfühlen und Dörfer, auf die wir stolz sein können? Oder ein vitaler, erfrischender Ort, wo unsere Kinder und Enkel nicht nur unsere Häuser erben, sondern auch zukunftssichere Arbeitsplätze in einer geschützten Natur und Umwelt. Wir haben jede Menge Probleme in der Gemeinde. Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist doch das Eingeständnis, dass es ein Problem gibt. Das ist meine Meinung sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Talmud* - Der Talmud ist eine umfassende Sammlung jüdischer Schriften, die die mündliche Überlieferung des jüdischen Gesetzes und der religiösen Lehren dokumentiert.
Fotos: Autor, Archiv Hartmut Moreike