Lärmschutz ist Gesundheitsschutz - wird das endlich anerkannt?
Das war meine Hauptmahnung an die Gemeindevertreter, als es um die Petition von Frau Becker aus dem Goetheviertel ging. Einer Nachbarin, die durch die Zunahme des Spielbetriebs und der Trainingsplätze von Grün-Weiß-Ahrensfelde (GWA) und ausufernder Events trotz Schallschutzfenster um ihre Ruhe gebracht wird. Sie selbst ist vielleicht das beste Beispiel dafür, denn es ist eine wissenschaftliche Binsenweisheit, dass ständiger Lärm krank machen kann, sehr krank. So nahm sie auch nur still und aufmerksam an der Beratung der Gemeindevertretung teil und bat mich unter anderem, ihre Interessen zu vertreten. Schließlich sind wir nicht nur Nachbarn, sondern auch Lärmgeplagte.
Mit uns waren gut ein Dutzend Anwohner aus der Goethesiedlung gekommen und schilderten sachlich wie emotional ihr Leid mit der Zunahme des Lärms sowohl durch den ausufernden Spiel- und Trainingsbetrieb, der oft sinnlosen Beschallung und vor allem den Events bis weit nach Mitternacht. Ruhezeiten an den Wochenende und Feiertagen, Fehlanzeige, so dass es kaum möglich ist, im Garten das Glück des eigenen Häuschens im Grünen mit Familie und Freunden zu genießen. Alle betonten, dass sie nichts, aber absolut nichts gegen den Sport und den Verein Grün-Weiß hätten, aber bei der Erweiterung der Sportanlagen und der Mitgliederzahl sind Schallschutz und Anwohner auf der Strecke geblieben, trotz einiger Alibi-Maßnahmen seitens der Verwaltung.
Ich hatte den Eindruck, dass die Sorgen der Ahrensfelder Anwohner von einem Teil der Gemeindevertreter aufmerksam zur Kenntnis genommen wurden, die in dieser massiven und individuell vorgetragenen Art dieses Problem, diesen nun schon Jahrzehnte dauernden Konflikt, so nicht kannten. Die Mehrheit nahm die Statements der Bürger und auch meine Ausführungen mit wohlwollender Gleichgültigkeit entgegen. Ein weitaus kleinerer Teil, die "alten" und bis dahin weitgehend untätigen Gemeindevertreter, Freunde von GWA und aus den anderen Ortsteilen nahmen nicht an der Diskussion, ja scheinbar überhaupt nicht teil und fanden das Thema für sie wohl eine kleinkarierte Lokalangelegenheit.
Die Verwaltung, also Bürgermeister Gehrke und Fachbereichsleiter Schwarz machten fleißig Notizen, aber hielten sich angesichts der unwiderlegbaren Argumente der Einwohner zurück. Ich hatte ja der Verwaltungsspitze noch einmal eindringlich gesagt, dass die Zukunft unserer Gemeinde nicht durch Montagsreden in der Gemeindevertretung und schöne Worte gestaltet wird, sondern durch Taten und die Sorge um jeden einzelnen Einwohner. Herr Lachmann, Kreistagsabgeordneter, Gemeindevertreter und 1. Vorsitzender von Grün-Weiß Ahrensfelde sprach vom Bemühen auch zu gutem Einvernehmen zwischen Sportverein und Anwohner, aber offensichtlich reicht das nicht aus. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Herr Kusch, der im Vorfeld sich dem Anliegen von Frau Becker ernsthaft angenommen hatte, schlug vor, was Ortsvorsteherin von Ahrensfelde, Frau Karger (AWG/BVE) zuvor schon mit Frau Ulrich (Bürger für Ahrensfelde) als einen möglichen Weg zur Lösung des Konflikt ansahen: Einen Bürgerdialog zwischen den Beteiligten, an dem neben den gerade Genannten auch der Fachbereichsleiter Ortsentwicklung Schwarz, der Vertreter des Vereins, Herr Lachmann und auch ich teilnehmen sollten. Dieser Beschluss wurde einstimmig gefasst. Ein erster Erfolg, aber dabei darf es nicht bleiben.
Keine Bange, liebe Mitbürger, es wird nicht so gehen, nach dem Motto, wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilden wir einen Arbeitskreis. Dieser Bürgerdialog soll kein endloses Gequatsche und Beschuldigen werden, sondern zu einem Ergebnis führen, dass der Gemeindevertretung endlich zu Entscheidungen bringt. Ich werde alles daran setzen, das Vertrauen von Familie Becker und der Bürger meines Wohnparks zu rechtfertigen und dafür sorgen, dass nach 20 Jahren endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Die Haushaltssituation in unserer Gemeinde lässt kurzfristige Maßnahmen wie Lärmschutzwende vielleicht nicht zu, aber auch da bin ich mir nicht so sicher. Und wer mich kennt, weiß, dass ich ein unruhiger, ideenreicher und unbequemer Ahrensfelder mit Bürgersinn bin. Denn wo ein Wille ist, finden wir auch Möglichkeiten, miteinander, für einander, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
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