Was ist wichtiger als das Engagement für Frieden? Nichts!
Na, ja, Ex-Bundeskanzler Willy Brandt, der mit dem Kniefall in Polen, sagte jedenfalls, dass der Friede nicht alles wäre, aber ohne Frieden alles Nichts. Heute würde er als naiver Lumpenpazifist oder nützlicher Idiot Putins von seinen SPD-Genossen um Pistorius bezeichnet. Der verfälscht das Andenken an Brandt und die SPD-Geschichte bewusst. Nicht nur die Partei SPD ist klein geworden, auch seine Spitzenfunktionäre bieten ein jämmerliches Bild. Krieg, liebe Leute, fällt doch nicht vom Himmel. Krieg wird gedacht, gemacht, mental und materiell vorbereitet, bevor er dann vom Zaun gebrochen wird. Und Pistorius und Genossen sind mit den regierungstreuen Mainstream-Medien, mit Rüstungs-WC-Journalismus und der kampflüsternden Regierung gerade dabei, das zu tun, einen Krieg mental und materiell vorzubereiten. Ja, die Welt brennt bereits in Gaza und Israel, in der Ukraine und im Iran. Die Atommächte horten Nuklearwaffen mit einer Sprengkraft von rund 146.000 Hiroshima-Atombomben. Und rüsten weiter auf. Da kann doch jeder, der Verstand hat, seine Familie liebt und selbst am Leben hängt, nicht untätig sein.
Aber wer für Frieden eintritt, so wie Juden in Deutschland im Verein "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" wird im Verfassungsschutzbericht 2024 als extremistisch und als Demokratiefeind gebrandmarkt. Der Europarat hat sich besorgt über das Vorgehen der deutschen Behörden bei Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg bzw. bei propalästinensischen Kundgebungen geäußert. Außerdem habe Deutschland Kritik an Israel teilweise als Antisemitismus ausgelegt. Der Menschenrechtskommissar des Europarats, Michael O’Flaherty, warnte vor schwerwiegenden Eingriffen in die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Das macht doch nachdenklich!
Wieder war es ein Montag, wieder ein früher Abend, an dem meine Frau und ich mit zwei dutzend Unentwegten unter Polizeiaufsicht an der Kreuzung inmitten Ahrensfeldes mit Friedensplakaten und Transparenten standen und erstaunt waren, wieviel Daumenhoch und V-Zeichen wir von den Autofahrern bekamen. Aber Zeichen sind das Eine und Mitmachen das Andere. Beim Befragen äußerten einige beschämt, dass sie berufliche und private Nachteile befürchten, wenn sie offen ihre Meinung bekunden. Ja, so weit sind wir also schon gekommen, dass es verpönt bis gefährlich sein kann, sich zum Frieden zu bekennen. Sich für das Grundgesetz einzusetzen, wie es in der Präambel steht. Ja welche Verfassung schützen da die Verfassungsschützer? Wann klopfen die Schlapphüte an wessen Tür?
Kriegstüchtigkeit, mehr Hochrüstung und Bunkerbau sind die Parolen des Tages von Leuten, die daran verdienen und die auf Gottes Gebot pfeifen, obwohl sie ein christlich im Namen ihrer Partei führen. Auch unsere CDU-Abgeordneten der Gemeindevertretung habe ich bei den Protesten vermisst, Frau Hübner, Herrn Gehrke und Herrn Meuschke, die doch mehr oder weniger eifrig für eine neue Ortsumfahrung streiten, die wir vergessen können, wenn russische Raketen als Antwort auf deutsche Marschflugkörper unser aller Leben auslöschen. Was sind das bloß für Christen? Provinzinteressen vor dem Friedensgebot? An der Ahrensfelder Kirche wird jeden Montag das Symbol des Friedens aufgehängt, eine weiße Taube auf blauen Grund.
Und vor dem Pfarrhaus prangt die Losung aus Matthäus: "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Ja, ich bin kein radikaler Pazifist, obwohl es heute ein Gebot der Vernunft ist, als Patriot ein Pazifist zu sein. Ich bin ebenso wenig ein Christ, eher ein bescheidener Kosmopolit, der mehr den Naturgesetzen denn einem Glauben an ein nicht existenten Übervater verbunden ist. Und dennoch glaube ich, dass die Zehn Gebote ebenso wie das orthodoxe Domstroi vernünftige Regeln für das Verhalten der Menschen und ihr Zusammenleben sein sollten.
Das Gebot „Du sollst nicht töten“ ist seit Jahrtausenden in allen Hochkulturen bekannt, auch wenn sie bis heute zum Schaden der Menschheit nicht immer und in jeder Situation befolgt wurde und wird. Diese kulturübergreifende Ethik findet auch Ausdruck in Albert Schweitzers Ehrfurcht vor dem Leben: „Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.“ Und deshalb steht auch auf einem meiner Plakate sein Spruch: "Auf einen klugen Kopf passt kein Stahlhelm!" Damit unterstelle ich allen Propagandisten der Kriegstüchtigkeit bewusst ein gewisses irrationales und menschenfeindliches Verhalten. Es fehlt uns einfach an intelligenten Politikern, die das Ausmaß ihres Handelns begreifen und wirklich dem Wohle des Volkes dienen wollen. Dagegen fällt mir der Ex-SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt ein: „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“
Heute Nacht habe ich ein interessantes wie aktuelles Zitat in einem kleinen Band von Astafjew gelesen, der den II. Weltkrieg erlebt hat. Da sagt ein einfacher Soldat, einer, der uns vom Faschismus befreit hat: "Diese Krieg muss der letzte sein! Der letzte! Oder die Menschen verdienen nicht, Menschen genannt zu werden! Verdienen nicht, auf dieser Erde zu leben, ihre Reichtümer zu genießen, Brot, Kartoffeln, Fleisch und Fisch zu fressen, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen..." Und vereinte nicht nach 1945 Freund und Feind über Grenzen, Religionen und Parteien hinweg alle mit dem Schwur: Nie wieder Krieg?
Und hier bin ich wieder in heimatlichen Gefilden. Da werden Briefe an Regierung und Länder verschickt mit der fordernden Bitte, so wie es einige oder viele Ahrensfelder wollen, sollte die Ortsumfahrung bald, ja unaufschiebbar gebaut werden. Koste es, was es wollen, egal, was mit der Natur geschieht. Ich bin skeptisch, dass in dieser unfreundlichen Form ein freundliches Echo zu erwarten ist und dass die 500 Milliarden Euro Infrastrukturmaßnahmen für zwölf Jahre berechtigte Hoffnungen aufkommen lassen dürften. Hier werden, und das kreide ich den Ortsumfahrungsstreitern an, bei den Ahrensfeldern Hoffnungen geweckt, die natürlich nicht in der Hand der Gemeindevertretung liegen und die nach heutigem Stand der Dinge so nicht, wenn überhaupt realisiert werden.
Aber ist von unserer Gemeindevertretung überhaupt nur einem Mitglied die Idee gekommen, von der Regierung und der im Land Brandenburg mit genau dieser Hartnäckigkeit und dem Selbstbewusstsein einmal zu fordern, sich für einen Stopp der Waffenlieferungen in nach Israel oder die Ukraine und statt dessen für Verhandlungen einzusetzen? Den Rüstungswahn zu beenden und das Geld in das Gesundheits- und Bildungswesen zu stecken.? War das einmal überhaupt Thema in unserem Gemeindeparlament? Ja, warum nicht? Denn Nichtstun könnte uns nach Merz und Pistorius in den Krieg führen. Das ist doch eine berechtigte Frage, die sicher mehr Ahrensfelder in dieser Zeit bewegt, als die Ortsumfahrung und das ist nicht nur meine Meinung, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Fotos: Autor, KI-Bildmontage OvertonMagazin