Es geht um Ahrensfeldes Zukunft, unsere Kinder und Enkel - oder?
In Potsdam tönt die Ministerin: "Kinder im Land Brandenburg können somit weiterhin eine sichere und hochwertige Betreuung erhalten.“ Eine Aussage, die fast wörtlich auf der Web-Seite der Gemeinde wiederholt wird. Na, da habe ich so meine Zweifel bei den gestrichenen Zuwendungen an die Gemeinden, bei deren Ausfall von Steuern durch großzügige Steuergeschenke der Regierung an Unternehmen. Der Neubau der KITA in Blumberg muss verschoben werde, was sicher nichts daran ändert, dass der geplante Standort absolut schlecht gewählt ist. Die neue KITA in Lindenberg steht zwar nicht leer, aber ausgelastet ist sie auch nicht, was die Neuanmeldungen betrifft. Und meine ernsten Bedenken, die formulierte ich in Fragen im Sozial- und Kulturausschuss, denn wer Antworten haben will, muss erst einmal fragen. Fakt ist, wie Bürgermeister Gehrke darlegte, dass wir wegen des sogenannten "Betreuungsschlüssels" und der finanziellen Situation in der Gemeinde Einschnitte in den KITA vornehmen müssen. Nun weiß nicht jeder, was ein sogenannter Betreuungsschlüssel, der eigentlich nur eine rechnerische Größe ist, bedeutet. Einfach gesagt, wieviel Kinder eine pädagogische Fachkraft betreuen muss.
In Brandenburg gibt es einen extrem hohen Betreuungsschlüssel von zehn Kindern je einem pädagogisch ausgebildeten Erzieher. Damit schneidet unser Land ganz mies ab, liegen wir an vorletzter Stelle in der Republik. Na und? Gemach, denn ein hoher Betreuungsschlüssel bringt zwei ganz gravierende Probleme. Erstens, und das ist trotz offizieller Schönrederei wissenschaftlicher Fakt, je mehr Kinder von einem Erzieher betreut werden müssen, um so problematischer ist es, eine hohe Qualität der frühkindlichen Erziehung und Bildung zu gewährleisten. Anders ausgedrückt, die individuelle Hinwendung zu jeder kleinen Persönlichkeit, das Fördern der Talente, Fähigkeiten und des Eingehens auf den Charakter, ja, sagen wir ruhig Seele, da beißt die Maus keinen Faden ab, bleiben auf der Strecke.
Ich lese hin und wieder in der Kita Spielhaus in Blumberg und zeige anschließend den Mädchen und Jungen, wie Tiere ganz einfach aus meinen extra für sie geschriebenen Geschichten gezeichnet werden können - musische Bildung.
Und zweitens, das ist das Dilemma, vor dem unsere Gemeinde gerade steht, wenn die Zahlen der zu betreuenden Kinder nicht mehr ausreicht, unsere Kita sind nur zu 70 Prozent ausgelastet, sinken die Zuwendungen des Landes, wird Personal überzählig. Das ist bei uns der Fall. Bürgermeister Gehrke versicherte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gäbe und dass mit den Betroffenen sachlich gesprochen und einvernehmliche Lösungen gefunden würden. Wieviel Erzieher betroffen sind und welche Abfindungen festgelegt wurden, auf diese Frage antwortete unser erster Bürger ungefähr so: Es wären Personalangelegenheiten, die vertraulich wären. Also war das nur ein Gerücht, dass wenn sich niemand freiwillig entscheidet, seinen Hut zu nehmen, würde gewürfelt werden. Ich hatte das ja von Anfang nicht geglaubt, dass so etwas bei uns möglich sein könnte.
"Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit." (Achtes Buch, Sozialgesetzbuch, Kinder- und Jugendgesetz, § 1)
Auf meine Frage, wie denn die Eltern einbezogen werden, schließlich hätten sie einen Betreuungsvertrag und im Kitagesetz heißt es: "Die Kindertagesstätte hat ihren Auftrag in enger Zusammenarbeit mit der Familie und anderen Erziehungsberechtigten durchzuführen...Die demokratische Erziehung der Kinder setzt die Beteiligung von Eltern und sonstigen Erziehungsberechtigten, Erziehern und Erzieherinnen an allen wesentlichen Entscheidungen der Tagesstätten voraus und verlangt das demokratische Zusammenwirken aller Beteiligten." Nicht so eng sieht es der Bürgermeister; der Kitabeirat wäre einbezogen. Gleichzeitig widerspricht es sich, wenn er sagt, dass alle Beteiligten einbezogen wären, denn die Eltern, die nicht im Beirat sind, gehören dazu, was ja im Kita-Gesetz eindeutig gefordert wird. Und bei Personalentscheidungen über seine 119 Mitarbeiter und sechs Leiter in den KITA und im Hort sind, wie er es formulierte, die Eltern außen vor. Ja, formal hat er Recht, aber eben nur den Buchstaben des Gesetzes nach.
Auch wenn es die Anwesenden im Ausschuss kaum interessierte oder langweilte, ich fragte weiter. Auf meine Frage, wer denn pädagogisch diesen Prozess begleitet, dass Erziehung und Bildung in hoher Qualität trotz der Einschränkungen gewährleistet werden, wies Herr Gehrke darauf hin, dass es mit Antja Herrmann eine fachlich kompetente Mitarbeiterin als Kitafachberaterin gäbe, die bei allen Maßnahmen, wie sie sagte, den Blick auf die Kinder hätte. Ich kenne weder die berufliche Ausbildung noch die praktischen Erfahrungen und Fähigkeiten dieser Mitarbeiterin, hätte mir aber bei ihrer Aussage weniger Verwaltungsdeutsch und mehr Empathie und einen zweiten Blick auch auf die berufstätigen Eltern gewünscht. Aber lassen wir das. Wenn also bei uns für die kleinen Mädchen und Jungen weiterhin eine sichere und hochwertige Betreuung gesichert ist, dann sind ja offensichtlich auch die Gedankenspiele mit offenen Gruppen, in denen Kinder unterschiedlicher Altersstufen zusammengewürfelt werden, vom Tisch oder besser gesagt, aus den Köpfen? Mitnichten, die teiloffenen Gruppen sind Teil der Veränderungen. Auf so manche Frage war die Antwort dürftig bis unbefriedigend, aber das sind wir Bürger ja gewohnt. Aber eins habe ich versucht, deutlich zu machen: Mit Kindern macht man keine Experimente. Niemals!
Bis zum 1. August, so der Verwaltungschef, sind die Lücken, die größeren und kleineren Löcher in den Kita zu schließen. Keine leichte Aufgabe, zu deren Erfüllung ich allen Beteiligten viel Erfolg wünsche. Den erhoffe ich für unsere Kinder, Enkel und deren Eltern und Großeltern, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Fotos: Autor, Archiv