Nicht alle Bauern sind die besten Umweltschützer

Jedenfalls nicht bei uns. Damit meine ich nicht den Bürgermeister, der ist zwar studierter Landwirt, aber seine kleine Rinderherde ist nur noch so etwas wie ein entspannendes Hobby.  Nein, mich will sich nicht erschließen, warum ein aktiver und offensichtlich erfolgreicher Landwirt, Bauer sagt man wohl nicht mehr, im Ortsbeirat Lindenberg für die Bebauung von Ackerland an der Birkholzer Allee stimmt?

Ist es nicht die Erfüllung eines Bauern zu säen, zu sehen, wie die Saat aufgeht, wächst und eine reiche Ernte bringt? Es ist unbestritten, Landwirte können eine wichtige Rolle für die Umwelt spielen, da sie Lebensmittel produzieren und die Kulturlandschaft gestalten. Also versuchen wir es einmal mit vernünftigen Argumenten. Erstens, ihm gehört das Land oder ein Teil und er ist müde, sich auf dem Feld bei Wind und Wetter sieben Tage die Woche abzuplagen, um dann einen lumpigen Beitrag für seine Mühen zu erhalten. Zwei Dutzend Lebensmitteldiscounter erpressen hierzulande über eine halbe Million landwirtschaftliche Betriebe. Aber von Erpressung ist in diesem Fall ja nicht zu reden. Es geht um Geld. Denn wenn die Gemeindevertretung den Wünschen der Investoren und dem Vorschlag der Verwaltung folgt, verwandelt sich über Nacht wie durch Zauberei relativ preisgünstiger Acker in teures, profitables Bauland. Schluss mit der Plackerei und ohne eine Hand zu rühren ein hübscher Betrag auf dem Konto. Ist das ehrenrührig?

Na, ja, aber auf jeden Fall nicht umweltdienlich. Und unser Landwirt, der kann sich bequem zurücklehnen und sagen, die Gemeindevertretung hat diesen Klimafrevel ja beschlossen. Denn er weiß natürlich, was die Versiegelung von Ackerland für die Klimabilanz von Ahrensfelde bedeutet. Vernichtung von Millionen Mikroorganismen, die für unser Leben absolut nötig sind. Entzug des Ackers für die Produktion von Lebensmitteln oder Viehfutter. Dafür Importe über weite Strecken und nicht in bester Qualität, auch mit Pestiziden, wenn noch in Grenzwerten, belastet. Die Importe von Lebensmitteln steigen wegen der Vernichtung von landwirtschaftlichen Boden so wie bei uns in Ahrensfelde von Jahr zu Jahr und betragen jetzt deutschlandweit bereits 62,8 Milliarden Euro. Ein kurioses Beispiel: Gurken kommen eben nicht nur aus dem Spreewald, sondern werden zu 83 Prozent eingeführt. 

Wer das nicht sieht, hat ein Brett vor dem Kopf! Aber nicht genug der Torheiten. Entzug der Fläche für den Grundwasserausgleich, Aufheizung der Umgebung und Verbau einer Frischluftschneise nach Berlin. Und das alles wissen die Gemeindevertreter und stimmen ohne Skrupel diesem Naturfrevel zu? 

Aber ja doch, frisch, froh, frei immer wieder und das seit Jahren. Was kann also der Landwirt zweitens noch für ein Motiv haben? Da fällt mir wirklich nicht ein einziger vernünftiger Grund ein. Denn dass er mit SPD- und CDU-Leuten als Alternativer stimmt - die ohnehin weniger die Einwohner im Blick haben als ihren Fraktionen und der Verwaltung gefällig zu sein - um etwa der konstruktiven und umweltbewussten Opposition eins auszuwischen, das wäre geradezu erbärmlich.

Doch, da fällt mir drittens noch etwas ein. Eine Gefälligkeit gegenüber einem möglichen Investor, einem guten Bekannten. Das jedenfalls meinen einige Einwohner, die schon lange in Lindenberg wohnen und ebenso lange Filz und "eine Hand wäscht die andere" erleben und sich schon nicht mehr wundern, dass der Ortsvorsteher immer und immer wiedergewählt wird. An seinem bürgerdienlichem und umweltschützendem Engagement, so meinen viele Einwohner, kann es nicht liegen. Ich beteilige mich nicht an Spekulationen, aber ich wundere mich immer wieder und jetzt vor allem über das geplante "Winterdorf", das alle, aber wirklich alle Vorgaben der Regionalplanung missachtet. 

Eigentlich müsste Bürgermeister Gehrke, der Regionalrat, da ein Machtwort sprechen und als Landwirt, der mit einer Kuh im Arm so freundlich in die Kamera lächelt (www.wilfried-gehrke.de), allemal. 

Aber es ist, wie es ist, die Hoffnung stirbt zuletzt, das ist meine Erfahrung sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor; Cartoon HBS Cartoon



Beliebte Posts aus diesem Blog

Wer fragt, der lernt, oder es ist Hopfen und Malz verloren (Achtung Satire)

Wie wir Bürger in der Gemeindevertretung verschaukelt wurden

Es kam, wie es kommen musste im Hauptausschuss - ja noch schlimmer