Es war und bleibt ein Kuhhandel, die EKBO-Siedlung Ulmenallee

Wird nun vollendet, was mit einem Kuhhandel begonnen hat? Zu sehr wünschten sich Frau Formazin und Co. ein Gymnasium in Ahrensfelde, wo es zwar keine Gaststätte gibt und keine Disco, kein Kulturhaus und keine Fahrradwege nach Mehrow und Eiche, aber ein Gymnasium muss her. Koste es, was es wolle. Naja, es bezahlt ja der Landkreis. Falsch, es bezahlen wir alle. Denn die evangelische Kirche war nicht ganz so fromm in ihren Verhandlungen, sondern gab die Fläche für das Gymnasium nur her, mit einem faulen Deal, nämlich einem Zugeständnis zu einer Siedlung entlang der Lindenberger Straße. Auch "Ulmenallee" genannt, um die wahren Ausmaße zu verschleiern.

Dort, wo seit Jahren eine Brache vor sich hin wucherte, zum Gedeihen von seltenen und geschützten Pflanzen, als Heimstatt für seltene und geschützte Tiere, wie Fledermäuse, Eidechsen, Großfalter, Brutvögel und was weiß ich noch alles. Ein Biotop für eine intakte Umwelt. Also ein Idyll, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten wird nun zubetoniert. Pfeif was aufs Klima. Geschützte Tiere, wie die Zauneidechsen, sollen nun ein paar Kilometer weiter umgesiedelt werden, was natürlich eine Milchmädchenrechnung ist, wie Biologen meinen.

Fast zweitausend Menschen werden dort wohnen, womit Bürgermeister Gehrke seinen sehnlichen Wunsch erfüllt, endlich einer Gemeinde mit 17.000 Einwohnern vorzustehen, auch koste es, was es wolle. Dass die Lindenberger Straße schon heute im Berufsverkehr nicht weniger frequentiert ist als die Dorfstraße, wird in Kauf genommen. Der Verkehrsbericht wird schöngerechnet, indem lediglich die Fahrzeuge der Einwohner zugerechnet werden, aber in 24 Stunden nur 59 Fahrzeuge der Ver- und Entsorgung, von Besuchern, Handwerkern, Pflegediensten und was sonst so noch notwendig ist. Die Baufahrzeuge sind völlig vergessen. Aber dazu bald und konkret mehr. Und viel arger ist es, dass das Einbiegen in die Lindenberger in Richtung Rathaus aus der EBKO-Kirchensiedlung gefahrvoll ist. Noch mehr für Schulkinder, die den Radweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreichen wollen. Denkt denn niemand in der Gemeindevertretung daran?

Dass der Kauf des Grundstücks für das künftige Gymnasium kein Schnäppchen war, lassen wir einmal dahingestellt. Aber obwohl genug Fläche für einen kompletten Campus mit allem drum und dran in der Ulmenallee vorhanden ist, wird die Sporthalle gut einen halben Kilometer weiter errichtet. Kein Problem, meint Bürgermeister Gehrke, der die Strecke in zehn Minuten bewältigt haben will. Da kommen Zweifel auf, denn es gibt überhaupt noch keinen Zugang von der Goethesiedlung zum Gelände der künftigen Sporthalle. Na, auf jeden Fall hat es die Gemeindevertreter überzeugt, die doch ernsthaft versichern, mit der evangelischen Kirche aus Augenhöhe verhandelt zu haben. So reden Leute, die über den Tisch gezogen wurden. Bis heute haben sie sich von Versprechen und schönen Zeichnungen blenden lassen und Bürger sollen nun ihre Meinung dazu sagen, obwohl kein konkreter Plan vorliegt. Ja wozu denn? 

Diese Leute in der Gemeindevertretung, die unsere besten Bürger für unser Wohl und Wehe sein wollen, sind Opfer ihrer Überheblichkeit, Bürgerentrücktheit und Verwaltungstreue geworden. Und wie vermitteln die Gemeindevertreter eine Entscheidung, die die Behörden der Forst- und Landwirtschaft und vor allem die Mehrheit der Ahrensfelder ablehnt? Ganz einfach, es wird den Bürgern kühn wie überheblich eine Lehrstunde in repräsentativer Demokratie gegeben. In der Art: Wir wurden für 4 Jahre gewählt und damit habt ihr eure demokratischen Rechte uns übertragen, ohne Wenn und Aber. Dass das ein faules Argument, ja eigentlich keines ist und mit direkter Demokratie null zu tun hat, spielt keine Rolle.

Eigentlich müsste Bürgermeister Gehrke als Christdemokrat in der Zwickmühle sein. Als Christ müsste er dem Bau zustimmen, schon weil die Kirche damit ein soziales Anliegen erfüllt und sinkende Kirchensteuer damit abfedern will, wie sie sagt. Als Demokrat wiederum müsste er dagegen sein, denn eine demokratische Umfrage unter den Einwohnern ging so aus, dass die Mehrheit gegen eine Bebauung waren. Doch schon vor der Umfrage hat Herr Gehrke seine Neutralitätspflicht nicht so genau genommen und vehement öffentlich für das von den Bürgern abgelehnte Bauvorhaben mit 700 Wohneinheiten und etwa 1.600 neuen Bürgern geworben. Halleluja! 

Die Sporthalle liegt für die Schüler des Gymnasiums äußerst ungünstig, ist quasi ein Geschenk für Grün-Weiß-Ahrensfelde, die nun nach dem dritten Kunstrasenplatz auch noch eine Sporthalle zu ihren Plätzen bekommen. Wie das Schicksal so spielt. Dass diese Entscheidung zusätzliches Konfliktpotenzial wegen Lärmbelästigung der Anwohner enthält, darauf sind zwar Behörden gekommen, nicht aber unsere Bürgervertreter.

In dem Eckpunktepapier, das das keinen Pfifferling wert ist, war aber niemals von viergeschossigen Häusern die Rede, die nun im Plan stehen und die drei versprochenen Biotope sind auch wieder verschwunden. Natürlich sind die Lärmschutzmaßnahmen nicht ausreichend und an sozial verträglichen, also sagen wir einmal christlich gefällige  Mieten  will sich jetzt auch niemand mehr erinnern. Geht ja auch nicht bei den Lohnkosten, Boden- und Baupreisen.

Offizielle Planzeichnung der  Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung GmbH - BSM

Ja und ein dicker Hund ist, dass nach allen ernsthaften wie offiziellen Berechnungen des Statistischen Amtes Brandenburg kaum die nötige Schülerzahl das Gymnasium besuchen wird, selbst wenn in zwanzig Kilometern Umkreis dafür geworben wird. 

Es bleiben also noch viele Fragen offen, die im Laufe des Planverfahren zu beantworten sind. Ich weiß, dass ich mir mit solchen Beiträgen nicht nur Freunde mache. Aber das ertrage ich mit innerer Gelassenheit, denn das ist auch nicht die Absicht dieses bürgerdienlichen Blogs. Fakten, Argumente und sachlicher Informationen, natürlich meine persönliche Meinung, das zeichnet diese nicht offizielle und am meisten gelesene elektronische Webseite der Gemeinde Ahrensfelde aus, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Archiv, BSM, Cartoon Oliver Schopf



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