Wo gebaut wird - da leiden Natur und Umwelt
Bei dem Mamut-Objekt "Wohnen in den Obstwiesen" mit 230 Häusern, nördlich der Kirschenallee und entlang der B 15ß hatte der Landkreis so manche Bedenken, fand das Projekt überdimensioniert und überhaupt nicht im dörflichen Charakter. Und es war auch die Sorge um einige Brutvögelarten, wie Dorngrasmücke, Grauammer und vor allem die bundesweit geschützte Feldlerche. An dem Verlust von Insekten, Kleinschmetterlinge und geschützte Pflanzen wurde sich nicht lange aufgehalten. Aber Es wurde verlangt, für die Feldlerchen ein neues Brutgebiet, Fachbegriff Habitat, zu schaffen. Und genau das wurde mit dem Bauer R. vereinbart, der dafür eine Fläche auf der rechten gegenüberliegenden Seite der B 158 zu Verfügung stellt und vom Anbau stilllegte.
Nun sagt das Baugesetz auch, dass die Gemeinde, die den Bauplan bestätigte, in gewissen Abständen zu kontrollieren hat, ob die Feldlerchen so freundlich waren, das für sie reservierte Feld zu besiedeln. Die Dokumentation stellte mir die Verwaltung gern zur Verfügung, auch ohne Hinweis auf das Umweltinformationsgesetzt. Der Erfolg ist meistens nicht so erquickend, weil die Lerchen nun einmal ihren eigenen, wenn auch kleinen Kopf haben und nicht immer so wollen, wie wir. Und obwohl im Juli 2023 in aller Hergottsfrühe zur besten Vogelzeit professionell nach den Feldlerchen Ausschau gehalten wurden, war keine Feldlerche zu entdecken. Noch im Mai stöberten die Beobachter von den Brutpaaren 6 Dorngrasmücken, 2 Grauammern und nur zwei Feldlerchen auf. Warum nur? Vor Baubeginn wurden noch sechs Brutpaare der Feldlerchen gezählt. Nun mag diese sporadische Begehung keine endgültige Aussage zulassen, bestätigt aber eine bundesweite Tendenz.
Seit 1980 ist die Hälfte der Feldlerchenpopulation bei uns verschwunden. Für den Vogel des Jahres 2019 heißt es Alarmstufe Rot. Verantwortlich für die Abnahme der Bodenbrüter ist der Wegfall der Flächenstilllegungen, das Entstehen von Agrarkonzernen mit riesigen Flächen ohne Brutnischen für Vögel, das Ausbringen von Agrargiften und schließlich der Verlust von Habitaten durch den Straßen- und Siedlungsbau wie bei uns. Auch Nischenhabitate wie in unserem Fall lösen leider das Problem nicht. So wird bald keiner unserer Enkel in einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde, so paradox es klingt, jemals das langanhaltende Trillern und Flöten der Feldlerchen im verharrenden Flug über einem Feld hören. Und wir sind dafür verantwortlich, wir alle.
Aber lasst uns weiter bauen auf Ackerland und Wiesen, bis auch der letzte Vogel verschwunden ist, oder? Ich hoffe, dass bei jeder Entscheidung für ein Investitionsvorhaben des Siedlungsbaus wie an der Birkholzer Allee das Trillern der Lerche unseren Gemeindevertretern in den Ohren klingt, das ist mein Wunsch, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.
Fotos: Autor, Archiv, NABU
Einen weiteren Beitrag dieser Art über die Auflagen mit der Umgestaltung des Grün-Weiß-Sportplatzes zum Sportplatz der Zukunft für die streng geschützten Zauneidechsen und was daraus geworden ist, demnächst.
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