Wo gebaut wird, da verschwinden oder sterben Eidechsen

Na und, könnten manche sagen. Ja, gemessen am Elend und dem Morden und Sterben in der Welt wie in Gaza oder Ukraine ist das eine Bagatelle. Oder auch nicht? 59 renommierte  Wissenschaftler der Welt sind forschend zu dem Schluss gekommen, dass allein von 1970 bis heute 60 Prozent aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien ausgerottet wurden. Und der Mensch mit Berg- und Städtebau sowie der Landwirtschaft mit der Zerstörung der Lebensräume ist vor allem der Verursacher.

Die Zauneidechse ist eine bedrohte und besonders geschützte Tierart in unseren Breiten. Das bedeutet, dass ihr Lebensraum nicht zerstört werden darf und sie nicht getötet oder gestört werden dürfen. Eine Umsiedlung kann nur unter strengen Auflagen und als Ausnahme genehmigt werden. Auf der Karte ihrer Verbreitung in Brandenburg schneiden wir auf der Barnimplatte sehr schlecht ab. Mit dem Umbau des Grün-Weiß-Geländes zum Sportplatz der Zukunft mussten auch die hier angesiedelten Zauneidechsen weichen. Sie wurden mit Ausnahmegenehmigungen gefangen und umgesiedelt. Das ist nicht unumstritten, da die Tiere nicht nur streng geschützt sind, sondern diese Methode ein hohes Risiko für die Tiere darstellt und sehr oft nicht den gewünschten Erfolg bringt. Der Umzug in ein neues Habitat bedeutet für die Eidechsen erheblichen Stress und kann zu Verletzungen, Krankheit und Tod führen. Es ist nicht garantiert, dass die umgesetzten Tiere im neuen Lebensraum überleben, sich erfolgreich etablieren, geschweige sich noch fortpflanzen.

Und genau so ist es wahrscheinlich bei uns gekommen. Um den Erfolg der Umsiedlung zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Tiere im neuen Lebensraum zurechtkommen, sind Monitoring-Programme gesetzlich vorgeschrieben. 

Kriterien für ein sinnvolles Habitat zur Umsiedlung von Zauneidechsen

Im Mai, Juni und September 2024 wurden bei uns in den neu angebotenen Habitaten fünf fachlich kompetente Begehungen und Zählungen durchgeführt. Leider mit einem niederschlagenden Ergebnis: 
"Es konnten keine Individuen der Zauneidechse festgestellt werden." Ja, nicht einmal eine Haut. Kein Wunder! "Die Ersatzhabitat-Strukturen haben aktuell nur eingeschränkte Lebensraum-Funktion für Zauneidechsen."
Ja wer plant denn so etwas und wer führt die hoch riskante Umsiedlung durch?  Der Um- und Ausbau des Sportplatzes kommt uns also teuer zu stehen. Ja finanziell war es gerade kein Schnäppchen, aber vor allem ökologisch war es eine Katastrophe, wie bei jedem größeren Bauvorhaben. Und es wird mit der EKBO-Siedlung der evangelischen Kirche entlang der Lindenberger Straße bestimmt nicht anders sein, weil es sich dort um eine von Menschen unberührte Brache handelt, ein idealer Rückzugsort für bedrohte Tiere und geschützte Pflanzen.

Na ja, es ist eben immer eine Abwägung zwischen Natur und den Bedürfnissen der Menschen, heißt es vor allem bei Investoren und Bauausführenden. Richtig. Aber wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen. Ich bin kein radikaler Umweltschützer, nur ein nachdenklicher und fragender Warner, der auch an die Zukunft seiner Enkel und ihrer Kinder denkt. Denn was macht die stark gefährdete Zauneidechse so besonders?  

Die Zauneidechse ist im Naturkreislauf ein wichtiger Teil des Ökosystems, der als Schädlingsbekämpfer und als Nahrungsquelle für Fressfeinde dient. Als ein sogenannter Kulturfolger ist diese kleine Echse zudem ein recht genauer Indikator für die Qualität von Lebensräumen und zeigt durch ihren Rückgang die negativen Folgen von Landschaftsveränderungen und der Intensivierung in der Landwirtschaft durch Großagrarkonzerne auf. Die Zauneidechse ist also ein wichtiges Indiz, wie es um unsere Umwelt bestellt ist, und das ist allemal Wert, sie und ihre Lebensräume bei uns in der Gemeinde zu schützen, wie es die EU fordert. Nicht umsonst wurde sie  2020 und 2021 „Reptil des Jahres“ um auf ihre Gefährdung und den Schutz hinzuweisen.

Ich werden die Bauprozesse in Ahrensfelde in dieser Frage weiter beobachten, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Kiefer, NABU

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