Das geplante Rechenzentrum - ein Bärendienst für Eiche und unsere Gemeinde? (2)

Reden können die Antragsteller von TTSP/HWP Consultants für das künftige Rechenzentrum (RZ) in Eiche. Das haben sie im "Bauausschuss" bewiesen. Und offensichtlich hat das die Mitglieder der Gemeindevertretung im Ausschuss auch beeindruckt, denn sie stimmten ohne kritische oder erhellende Fragen, das Projekt ohne Änderung in die Gemeindevertretung zu überweisen. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich haben die Leute von   TTSP/HWP Consultants das RZ in den blumigsten Farben gemalt. Aber bei einer Frage kamen sie ins Stottern: Was die Gemeinde denn von dem RZ? Ihr einziges Argument, Gewerbesteuern. Das war alles andere als überzeugend, denn bei den drei Dutzend Arbeitsplätzen wird sich das kaum auf unsere Gemeindefinanzen auswirken. Also auch hier im übertragenden Sinne nur heiße Luft. 

Nun steht das Thema am Montag auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. Und ich muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass das Rechenzentrum auf den Weg gebracht werden wird. Denn wieder werden die Projektanten mit einem schönen Bildchen punkten, wohin die Abwärme geliefert werden kann. In die Kita und die Freiwillige Feuerwehr, ins Ortsteilzentrum, die Kirche und zum Friedhof. Wer könnte da nicht dafür stimmen? Doch da liegt der Hund begraben und es lohnt sich, genauer hinzusehen.

Erstens ist nicht klar, wer, wann die Leitungen dazu baut. Die Antragsteller des RZ nicht. Etwa die Gemeinde? Zweitens, die anfallende Abwärme hat nur so um die 25 bis 35 Grad, viel zu wenig um ohne energieintensive Wärmepumpen für Heizzwecke zu nutzen. Und drittens wohin mit der Abwärme im Sommer, wenn sie nicht in dem Maße abgenommen wird? Warum stößt das niemanden unserer Sachkundigen Einwohnern auf? Ach ja, mit der Umweltbilanz steht es auch nicht zum Besten. Die Rechner und Server produzieren nicht nur Wärme, sondern auch jede Menge Feinstaub. Nur ein Fünftel der Fläche bleibt nicht betoniert. Frösche müssen noch umgesiedelt werden. Doch jeder Achtklässler weiß, dass sie dorthin zurückkehren, wo sie geboren wurden, also in die Tümpel, die verschwunden sind. 

Die Rotbauchunke, die auf dem Gelände des künftigen Rechenzentrums festgestellt wurde, wird auf der Roten Liste in der Kathegorie 2 geführt, das heißt stark gefährdet.

Aber das schlagende Argument vor allem ist, dass die Energiefresser Rechenzentren hauptsächlich und wissenschaftlich belegt für die immer weiter steigenden Strompreise verantwortlich sind. Denn die Nachfrage bestimmt den Preis. Und Rechenzentren wachsen in Brandenburg wie Pilze aus den Boden. Und wer steckt eigentlich als Betreiber hinter den so urdeutsch klingenden Namen wie Colt Data Centre Services Germany GmbH, maincubes Holding & Service GmbH, NTT Global Data Centers EMEA GmbH und Vantage Data Centers Germany GmbH im Land Brandenburg?

Das Rechenzentrum des US-Unternehmens Vantage im Gewerbepark Genshagen

Also dafür stimmen unsere Mitglieder der Gemeindevertretung? Ich erwarte ja nicht, dass sie auch Energiespezialisten und Umweltfachleute sind. Aber etwas Skepsis, Informieren und Nachdenken wäre angebracht, gerade auch, weil nicht wenige Eichener diese Investition bei allen schönem Worten und noch mehr Versprechen mit Bauchschmerzen sehen. Und im Zweifel, das ist meine Erfahrung eines langen, ereignisreichen und nicht einfachen Lebens, sollte man immer auf sein Bauchgefühl hören.

Andere Argumente habe ich im ersten Beitrag zum RZ Eiche angeführt. Ich weiß, wir können und wollen nichts  gegen den technischen Fortschritt tun. Aber wir sollten überlegen, ob es da nicht besser wäre, unsere Flächen für Investitionen zur Verfügung zu stellen, die Natur und Umwelt weniger belasten, die mehr für ein vitales, liebens- und lebenswertes Ahrensfelde beitragen. Darüber würde ich gern schreiben, sachlich, kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Archiv, Vantage Date centers, Cartoon toonpool

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