Als Christbäume vom Himmel fielen - eine todbringende Adventszeit?

Ich gestehe und warne vorab, denn das ist eine andere Adventgeschichte. Aber angesichts der Kriegsvorbereitung und Hochrüstung in unserem krisengeschütteltem Land ist es für mich als Kind des Krieges keine friedliche Vorweihnachtszeit. Und nun zu den Christbäumen, an denen eigentlich nichts besonderes ist zur Weihnachtszeit. Gemach, denn die Geschichte, jedenfalls wenn sie nicht verfälscht wird, kennt eine andere Bedeutung. Im Jahr 1944 wurde Berlin, das schon in Trümmern lag, fast jede Nacht und jeden Tag vor britisch-amerikanischen Bombern besonders stark heimgesucht. Einige Stadtteile waren so zerstört, dass die Berliner schon von Klamottenburg statt Charlottenburg sprachen oder Trichtersfelde, statt Lichtersfelde und Stehnix von Steglitz: Doch der Sarkasmus spiegelte nicht die ganze Not und das Elend der Vorweihnachtszeit wieder.

Ich will hier nicht von Hungerrationen, den ungezählten Nächten im Keller schreiben und Durchhalterepressalien gegenüber den Erwachsenen. Aber den anglo-amerikanischen Bomberflotten flogen "Pfadfinder" voraus. Sie warfen sogenannte Christbäume auf Berlin herab, Phosphorbomben, die langsam am Himmel mit Fallschirmen zur Erde schwebten und den Bombergeschwadern die Ziele markierten. Auch wenn sie so aussahen wie kleine, leuchtend geschmückte Christbäume, waren es doch keine Himmelsgeschenke.

Wenig später vermischte sich das unheilvolle Brummen der dutzenden Flugzeuge mit dem Pfeifen der herabregnenden Bomben. Scheinwerferfinger suchten den Himmel ab und vom nahen Sportplatz belferten die schweren Flugabwehrgeschütze, deren Mannschaft aus Schuljungen bestand. Wir saßen im Kartoffel- und Kohlenkeller unseres Hauses und lauschten angstvoll. Die Sprengbombe, die unser Haus traf, hörten wir nicht. Zum Glück haben ich, meine Mutter und Geschwister überlebt, wie nicht alle in unserem Keller. Kriegsgefangene und Insassen des KZ Oranienburg haben uns nach drei Tagen ausgegraben, denn die deutschen Männer starben wie auch mein Vater täglich für Führer, Volk und Vaterland in Regimentsstärke an der Ostfront. Wir hatten mehr Glück, als viele Berliner, die oft an den Straßenrändern zwischen den noch rauchenden Trümmern lagen. 

Episoden, wie es wirklich war im Krieg und danach - eines der wichtigsten Bücher, von all den 25, die ich je geschrieben habe  

Wieder Glück! Warum?  Weil ich schon im Keller der Charité bei Blaulicht und Bombenalarm geboren wurde. Das hat mir den Hass auf die Kriegsertüchtiger, Verführer und medialen Propagandisten unserer Tage und ihrem Irrsinn offensichtlich mit der Abnabelung in die Gene verpflanzt. Ich war noch ein kleiner Junge, doch wenn ich heute eine Feuerwehrsirene höre, bekomme ich eine Gänsehaut, weil dieses Geheul mich unwillkürlich an die Sirenen des Luftalarms erinnert. Mein Hobby war damals Flak- und Bombensplitter sammeln, was für ein Irrsinn. Und nicht wenige berliner Knirpse fanden durch diese "Spielsachen" durch Zeitzünderbomben den Tod. 

Aber damit nicht genug. Als Bombenopfer wurden wir nach Dresden; wie es so hieß, evakuiert. Am 12. Februar 1945. Und in der Nacht zum 13. Februar verglühte das Elbflorenz vom kunstsinnigen August dem Starken, das Canaletto in seiner ganzen Schönheit malte, im Bombenhagel. Und es war ein glücklicher Zufall, dass ich und meine zwei Geschwister wieder überlebten zwischen den hunderttausensenden Toten. Ja, wieder fielen Christbäume vom Himmel, als wir zum den Bunker am Hauptbahnhof hasteten.

Dresden ein Trümmer- und Leichenfeld von  hunderttausend und mehr Zivilisten, Frauen, Kindern und Greisen

Ich werde alles tun, solange noch meine Kräfte reichen, um so ein Inferno zu verhindern. Nur deshalb habe ich die Geschichte von den Christbäumen aufgeschrieben, für die junge Generation, die keine Ahnung hat, was Krieg bedeutet und die sich wieder auf einen Krieg vorbereiten soll, weil irgendwelche kranken Leute, die geschworen haben, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, das Grundgesetz mit Füßen treten, in dem es heißt: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen". 

Nach meiner Meinung, gehörte deshalb die halbe CDU- und SPD-Regierung in den Knast. Aber das wäre Gerechtigkeit und dass vor dem Gesetz jedermann gleich wäre, jedenfalls nach den Grundgesetz, na  theoretisch. Manche sind eben gleicher.

Und in diesem Sinne eine wirklich und auch zukünftig friedvolle und besinnliche  Vorweihnachtszeit. Wo immer Sie diesen Blog lesen. Das wünsche ich Ihnen und bleibe natürlich  sachlich. kritisch und optimistisch wie immer.

Fotos: Autor, Archiv H. Moreike, Zeitgeschehen

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